In Liebe deine Randi by Lise Gast

In Liebe deine Randi by Lise Gast

Autor:Lise Gast [Gast, Lise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-02-26T00:00:00+00:00


* * *

Wenn Randi später an diese Adventszeit zurückdachte – für sie immer die schönste, glücklichste Zeit im Jahr –, dann sah sie eigentlich stets ein ziemliches Durcheinander. Ein lustiges, lebendiges Durcheinander, gewiß; was wäre eine Adventszeit ohne Kinder! Kinder bringen Leben ins Haus, und das war es ja, was sie sich gewünscht hatte. Manchmal aber etwas zu viel Leben.

Es gab auch besinnliche Stunden. Wenn Helga mit dem Schlitten draußen war – dieses Jahr hatte Petrus schon Schnee vor dem Fest gespendet, etwas ganz Besonderes, das vieles erleichterte – und Randi mit Titus, der draußen immer schnell fror, vor dem Kamin in der Diele saß und seine roten Pfötchen aufwärmte und ihm etwas erzählte, oder wenn Munne am Abend die Blockflöten holte, ihre und Helgas, und beide spielten. Helga war sehr musikalisch, sie vermochte jede Melodie, die sie singen konnte, sogleich ohne Noten auf der Flöte zu spielen. Manchmal setzte sich dann Michael ans Klavier und begleitete, das war dann wunderschön und beinah wie früher. Das Klavier war allerdings alt und nicht sehr gut, Rönt sagte einmal, Vater hätte ein anderes verdient. Dies war Randi noch nicht aufgefallen, und sie verstummte nachdenklich. Warum sagte Michael nie etwas, wenn ihm etwas nicht genügte? Immer mußte man raten und rätseln und testen bei ihm. Randi war sich nicht darüber klar, daß sie keineswegs riet oder rätselte. Dazu war sie viel zu impulsiv und spontan. Immerhin hatte Rönt mit diesem halben Satz eine Fackel ins Pulverfaß geworfen, und in Randi reifte ein Entschluß.

Eines Tages war Uli da, ganz unerwartet. Randi erkannte ihn erst gar nicht, sie glaubte, ein Freund der Söhne käme, als sie durchs Küchenfenster spähte und draußen einen großen, blonden Mann mit Bart entdeckte. Sie lief, um zu öffnen.

'Ja? Wen möchten Sie sprechen?'

'Dich, geliebte Schwiegerollsche', lachte Uli und nahm sie in die Arme. Randi wehrte sich atemlos, geniert.

'Nein, aber Uli! Daß ich dich nicht erkannt habe! Munne ist übrigens nicht da, sie kommt erst mittags.'

Sie fuhren dann sogleich in die Stadt, zu der Buchhandlung, in der Munne arbeitete, und überraschten sie. Und dann kaufte Uli ein paar schöne Mitbringsel für die Kinder, von Randi beraten. Es gelang ihr, auch ein bißchen etwas Praktisches einzuschmuggeln, nicht nur knallende Raketen für Titus und einen hervorragenden Bobschlitten für Helga, sondern auch ein Paar Stiefel für sie, die gleichzeitig schön und nötig waren.

'Bei Helga lohnt es sich, sie vererbt ihre Sachen ja, wenn sie herauswächst', sagte sie und merkte, auf wie wenig Verständnis sie bei dem jungen Vater stieß. Das Geld saß ihm ein wenig allzu locker in der Tasche. Sie fand das bedenklich, obwohl sie sich sagte, das ginge sie nichts an. Aber der Plan, den sie für Michael hegte, bekam anderseits dadurch festere Umrisse, sie wußte, sie würde nicht fehlgehen, wenn sie Uli vorschlug, sich daran zu beteiligen.

Doch, doch, die Adventszeit war schön. Ein bißchen atemlos, ein bißchen wild bewegt, aber das machte ja nichts. Sie hatten viele allzu stille Adventszeiten miteinander gehabt, Michael und sie, nun konnte das Leben ruhig einmal wieder brausen, fand Randi.



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